Amazon: Nein Danke!

Stephan Krull

Für gute Arbeit – gegen prekäre Arbeitsverhältnisse!

Unsere Kritik an der Ansiedlung von Amazon am Stadtrand von Magdeburg ist kritisiert und hinterfragt worden – es werde mehr gezahlt als der Mindestlohn oder als im Callcenter; es würden schließlich viele Arbeitsplätze in der Logistik geschaffen.

Das ist für mich Anlass, nochmals Stellung zu nehmen zu dem Komplex Amazon in Osterweddingen:

Mit aller Kraft gegen Niedriglohn und prekäre Arbeitsverhältnisse!

Anfangs wurden 2.200 Arbeitsplätze versprochen (Volksstimme, 27.10.2018), losgehen sollte es im zweiten Halbjahr 2019. Dann wurden daraus 1.200 Jobs vielleicht ab Sommer 2020 (mdr, 15.11.2019), inzwischen sind es nur noch 400 Jobs (Volksstimme 24.12.2019) – davon vielleicht 100 direkt bei Amazon, befristet, im Schichtbetrieb inklusive Wochenendarbeit für ca. 1.500 Euro netto (11.10 € brutto pro Stunde), macht ca. 1.500 Euro netto pro Monat – ganz knapp über Mindestlohn. Amazon weigert sich, einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft und unbefristete Arbeitsverträge abzuschließen. Wir engagieren uns mit aller Kraft gegen die Ausweitung von Niedriglohn und prekärer Arbeit! Würde nach Tarifvertrag bezahlt, bekämen die Beschäftigten inklusive Urlaubsgeld, Jahressonderzahlung und vermögenswirksamer Leistung rund 500 Euro pro Monat mehr. Im Jahresverlauf addiert sich die Differenz bzw. der Extraprofit für Amazon-Boss und Multimilliardär Jeff Bezos auf über 6.000 Euro pro Beschäftigten oder auf 600.000 Euro bezogen auf die hundert Beschäftigten in Osterweddingen.
Die Differenz von 100 in Osterweddingen Beschäftigten und den angegebenen 400 Jobs sind dann Fahrerrinnen und Fahrer, die noch weniger verdienen oder scheinselbstständig und sich selbst ausbeutend arbeiten müssen. Da liegt auch das nächste Problem begraben: Der Verkehr wird extrem zunehmen, die ohnehin schon belasteten Straßen gegen noch schneller kaputt und die Luft wird verpestet.


Was hat Magdeburg eigentlich von Amazon – außer mehr Verkehr und kaputten Straßen?

Wie gesagt, die Wertschöpfung ist äußerst gering, in Magdeburg und Umland wird extrem wenig hängenbleiben. Der Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal, zu dem das Gewerbegebiet gehört, befürchtet, dass die Gemeindekasse leer ausgeht. Wichtig sei eine schnelle Änderung des Steuergesetzes. Unternehmen sollten dort Steuern zahlen, wo die Betriebe stehen und nicht dort, wo der Hauptsitz des Unternehmens ist. Dann gäbe es in den Orten auch keine Diskussion mehr darüber, ob Schulen oder Schwimmbäder erhalten werden können (mdr, 31.3.2019).
Und schließlich: In Magdeburg werden 100 Arbeitsplätze bei Amazon installiert, inklusive der Fahrer vielleicht 400 Arbeitsplätze – in Leipzig werden gleichzeitig 500 Arbeitsplätze durch Amazon vernichtet – macht in Summe minus 100 Arbeitsplätze zu schlechteren Bedingungen.
Warum sollten wir das begrüßen? Für gute und gut bezahlte Arbeit, für nachhaltige, sozial und ökologisch vertretbare Arbeitsplätze machen wir uns, DIE LINKE. Magdeburg, sehr gerne und mit großem Einsatz stark, ebenso für eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung! Insbesondere eine weitere allgemeine Arbeitszeitverkürzung verbessert die Bedingungen für die Beschäftigten am Arbeitsmarkt strukturell und stärkt ihre / unsere Verhandlungsposition.