ECHO zu „Steht das Netzwerk vor dem Aus?“ (VST vom 11.01.24)

Oliver Müller

Mit Bestürzung und Empörung habe nicht nur ich als Kulturausschussvorsitzender den o.g. Artikel zur Kenntnis nehmen müssen, der ungewohnter Weise in weiten Teilen nicht nur inhaltlich falsch und einseitig ist, sondern unverständlicherweise leider auch jede weitere Recherche vermissen lässt. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass es ein Ausweis guten Journalismus‘ gewesen wäre, neben dem mit öffentlichen Mitteln finanziell geförderten Stelleninhaber und Geschäftsführer des Netzwerkes Freie Kultur auch die Meinung des Stadtrates bzw. seines fachlich zuständigen Kulturausschusses zu hören.

Zu den Falschaussagen im Einzelnen:

Keinesfalls muss „die freie Kulturszene in Magdeburg mit drastischen Kürzungen leben“, noch „endet die Förderung im April“, denn wir alle wissen sehr wohl, was wir an ihr haben und haben das auch wiederholt bewiesen, bspw. auf unsere Initiative hin mit gleich zwei eigenen städtischen Sonder-Förderungsprogrammen über 200.000 Euro in der Corona-Pandemie. 

Vielmehr legt die Landeshauptstadt Magdeburg bei der Förderung der freien Kulturszene trotz schwieriger Haushaltslage nochmal 10.000 Euro on top und erhöht somit die jährliche Förderung auf 190.000 Euro in 2024. Das Netzwerk Freie Kultur ist dabei noch nicht mal eingerechnet und bekommt zur ohnehin bereits bis April beschlossenen Personalförderung anteilig zusätzlich 15.000 Euro extra für das verbleibende Jahr 2024

Und das obwohl die 2021 vom Stadtrat eindeutig beschlossene Auflage, bis Ende 2022 eine Evaluierung des Projekts vorzulegen, leider bis heute nicht nur nicht erfolgt ist, sondern noch bis November letzten Jahres Netzwerk und Verwaltung gleichermaßen dem Stadtrat glauben machen wollten, von einer Evaluierung gar nichts gewusst zu haben.

Die Verwaltung, allen voran die zuständige Kulturbeigeordnete und Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz, die für den ordnungsgemäßen Haushaltsvollzug im Kulturbereich verantwortlich ist, konnte oder wollte sich bedauerlicherweise auch so recht an nichts mehr erinnern – nicht einmal an ihre eigene, lange angekündigte Drucksache zur Fortführung des Kulturnetzwerkes, die wie in der öffentlichen Kulturausschusssitzung am 15.11.23 im Beisein der Volksstimme-Redakteurin Sabine Lindenau zu erfahren war, sie in selbstkritischer Einschätzung wegen handwerklicher Schwächen und schlechter Qualität dem Stadtrat erst gar nicht zur Beschlussfassung vorlegte und offenbar lieber weiter in ihrem Schreibtisch ‚verschimmeln‘ lässt, so wie manches andere auch.

Alles schlimm genug, möchte man meinen, doch dass nun auch noch wir als Stadträt*innen, die 2021 die Finanzierung einer Personalstelle für das Kulturnetzwerk mit eigens geschriebenem Haushaltsantrag überhaupt und erstmals auf den Weg gebracht haben, schuld sein sollen, weil der Stadtrat angeblich kürzt und keine Mittel frei gibt, setzt dem Fass die Krone auf!

Oliver Müller
Stadtrat

PM als PDF